standortbeschreibung.

Nach ein paar Nächten - und diese waren recht unruhig, weil aaaaahhhh.... das hier ist N-E-U - bin ich jetzt schon leicht überfordert von den Aufrufzahlen in meiner Blogstatistik.
Damit hätte ich tatsächlich NICHT gerechnet. Aber cool. Wir werden also sehen, wie das hier weitergeht... :)

Zu Anfang sollte ich euch jedoch vielleicht erstmal so etwas wie eine Standortbeschreibung - also eine Art Einblick in meine aktuelle Situation, verschaffen.
Aber von vorn:
Vor ungefähr 3 Monaten war ich an einem Punkt absoluter Überforderung. Eigentlich ein Sonntag wie jeder andere. Nur das dieser auf eine Woche folgte, die sich mir durch 53 Stunden Arbeit ordentlich in die Knochen gesetzt hatte. Ich war fertig. Ausgelaugt. Müde. Zu dieser Zeit hatte ich zwei Jobs. Wofür? Tja, die Frage stelle ich mir heute auch. Und trotzdem mir beide Jobs unglaublichen Spaß gemacht haben, war ich von Überstunden und Schlafmangen einfach nur erledigt.

An diesem Sonntag - und ich kann mich nur zu gut an das Gefühl erinnern - habe ich weinend beschlossen mich endlich nicht länger meinem arbeitswütigen, planlosen Selbst auszusetzen und Urlaub zu buchen.
Nach viel hin und her befinde ich mich  nun in genau diesem.
Drei Wochen nord-holländische Nordseeluft habe ich mir selbst verschrieben.

Mit wem? KEINEM.
Jap. Richtig gelesen. Allein. (Okay, abzüglich 3 Tagen mit meiner liebsten Mutter und einem Wochenendbesuch.)
Die wohl häufigste Reaktion auf dieses Vorhaben war diese: "Allein?! Ach herje. Hast du da nicht Angst?". Ebenfalls im Trend lag: "Wird das nicht super schnell langweilig? Das würde ich ja nicht aushalten...!". Doch was den Meisten einfach im Gesicht abzulesen war, war übertrieben ausgedrückt: "Ja guuut - allein fährste halt, wenn du keine Freunde hast, nh..." (ist natürlich etwas übertrieben dargestellt, aber ich denke ihr versteht, was ich versuche auszudrücken...)

Aber soll ich euch eins verraten? Ich liebe es.
Ich bin nicht allein hier, weil ich keine Freunde habe und niemanden kennen würde, der es sich antun würde mit mir in den Urlaub zu fahren. Im Gegenteil. Kontaktmangel gehört nun gerade nicht zu den Problemen meines Lebens.
Ich fahre allein, um zur Ruhe zu kommen. Um nicht reden zu müssen. Um still zu werden. Um mal wieder mich selbst zu hören und den Krach dieser Welt auszublenden. Und um vorallem dadurch eins wieder hören zu können: Gott.

Ich weiß nicht, wie es euch geht. Könnt ihr gut mit euch allein sein? (Meiner Meinung nach hat die Antwort darauf nichts mit Intro- oder Extrovertiertheit zu tun.) Vielleicht hab ich es durch mein Einzelkind-Dasein schon ein wenig öfter erproben können als andere, doch ich bin überzeugt, dass es rein garnichts schlechtes oder gar "opfermäßiges" am Alleinsein gibt.

Hier bin ich nun also. Mit einem Tee in der Hand, dem Laptop auf dem Schoß und "LANY" im Hintergrund spielend.

Goethe hat einmal gesagt:

Um die Einsamkeit ist’s eine schöne Sache, wenn man mit sich selbst in Frieden lebt und was Bestimmtes zu tun hat.
- Goethe -

Amen, Bruder. Dem stimme ich zu.
Doch bevor es zu dem Teil mit dem "mit sich selbst in Frieden leben" kam, kam erstmal das loslassen. Runterkommen. Abschalten.
Und damit ich das auch wirlich konnte, hat Gott mir hier in der ersten Woche erstmal so richtig mieses Wetter geschenkt. Ja, ich sage bewusst geschenkt, denn das hat mich dazu gebracht wirklich mal meinen Hintern einfach nur auf die Couch zu pflanzen und dort auch zu bleiben.
Klingt komisch? Ja, war es auch. Ihr denkt das klingt garnicht wie etwas Schlimmes? Wartet ab.

Mit der besten Intention, mich einfach im Urlaub mal zu entspannen, war es nämlich nicht getan. Denn nach all dieser Zeit des "busy"-seins, Termine abarbeiten und Leute treffen (nicht falsch verstehen - solche Zeiten liebe ich auch), musste ich das erstmal wieder lernen. Also hat Gott mir nach und nach im besten Sinne "den Wind aus den Segeln genommen" und ich habe heruntergeschaltet.

Und lasst mich euch eins sagen: Das war nicht ohne. Denn nach dem aufgewühlten Hoch, kam bei mir ein crashendes Tief.
Was hab ich in diesem letzten Jahr gemacht? Wer bin ich geworden? Was füllt meinen Kopf? Warum sind meine Gedanken so oft alles andere als heilig, entgegen ihrer Berufung?
Ja da war sie - die Unruhe meiner Seele, die mir fröhlich entgegen winkte. Und das gleich mit einem ganzen Stapel voll "Noch abzuarbeiten"-Zettel unter dem Arm.

18 Tage später sitze ich nun hier und habe einiges davon abgearbeitet.
Mit was komme ich nun also bald wieder?
Naja, äußerlich betrachtet mit einem Piercing (keine Panik - nur 'n Helix)... dazu aber bald mehr.
Doch innerlich mit wesentlich mehr:
Ich habe neu verstanden, dass Gott mit mir sprechen möchte. Immer. Zu jeder Zeit. Doch dafür braucht er wieder meine Ruhe und vor allem Gelassenheit.
Gelassenheit ist etwas was ich hier neu lernen durfte. Einfach mal durchzuatmen, sich zurückzulehnen und darauf zu bauen, dass die Dinge schon gut ausgehen werden, weil Gott es versprochen hat, kann so viele Situationen und vor allem den eigenen Kopf erstaunlich entschärfen.
In dieser Zeit hier hat mein Papa mir ein wunderbares Zitat geschickt (merkt man meine Liebe für Zitate?), welches ich einfach erstaunlich treffend fand:

Der Mensch kann Gott nichts Lieberes schenken als Ruhe.
Fasten, Beten und alles Bußübungen beachtet und benötigt Gott nicht, im Gegensatz zur Ruhe.

Gott braucht nichts weiter, als dass man ihm ein ruhiges Herz gebe.

Dann wirkt er solche heimliche göttliche Werke in der Seele,
dass kein Geschöpf dazu beitragen oder auch nur zusehen kann, (...).
- nach Meister Eckhart -

Und genau das habe ich versucht. Ich habe mein neugewonnen ruhiges Herz vor Gott gebracht und habe wie Samuel in der Nacht auf Gottes Rufen mit Bereitschaft geantwortet. 

Ich habe immer noch so viele Fragen an Gott. Ich bin noch nicht durch.
Aber es ist einfach umwerfend zu wissen, dass wir nicht auf solche Intensiv-Schläge, wie es diese Zeit hier für mich natürlich schon in gewisser weise ist, bauen müssen, sondern einen konstanten und ewigwährenden Gott haben!
Ich darf ihn auch Zuhause noch offen fragen, was mir auf dem Herzen liegt.
Denn auch das habe ich hier wieder verstanden: Gott ist mein (und dein!!) Freund. 
Der will wissen was abgeht. Der hört zu. Und der wünscht sich mehr als ein: "Ja Gott, du kennst ja mein Herz, also weißte ja was Sache ist...". 
Während ich mich selbst nicht verstehe, zweifel, schreie, wüte und manchmal auch gegen ihn rebelliere, so steigt ER durch mein Gedankenchaos durch.
Und am Ende stehe ich wieder da und bin einfach nur überwältigt von dieser Wahrheit.
Danke Gott. 

Hier steh' ich also gerade in meinem Leben. Mal sehen wie es weiter geht.
Eins ist aber sicher: Fortsetzung wird folgen. Denn das war noch lange nicht alles...

Ich will dir sagen:
Gott ist näher als du denkst. Er sieht dich. Er kann deinen Standort genau beschreiben. 
(ja okay, kann google auch - aber er kann es krasser! trust me!!)
Bis bald also.

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