hier und jetzt.

Breaking News: Du lebst hier und jetzt. Dein Herz schlägt in genau diesem Moment. Fühlst du in dieser Sekunde das Blut durch deine Adern rauschen?
Komisch darüber nachzudenken, nicht wahr?

Auf der einen Seite leben wir in einer Gesellschaft, die  wohl kaum deutlicher ihren Glauben an die Kurzlebigkeit der Dinge und dem schnellen Lauf des Lebens ausdrücken könnte.
YOLO - you only live once.
Auf T-Shirts gedruckt, als Hashtag bei Instagram oder hinausgebrüllt in die Nacht von einer Generation, die sich dazu entscheidet, hier und jetzt zu leben.
Das ganze hat Vor- und Nachteile.

Lange Zeit habe ich daran nur die Nachteile gesehen: Einen großen Verlust von Verantwortungsbewusstsein, Gedankenlosigkeit und mangelnde Weitsicht.
Ja, das finde ich auch jetzt noch... Als überzeugter Vegetarier und angehender Nachhaltig-Lebender, kann ich die oft vorherrschende Gedankenlosigkeit über das eigene Handeln bei so vielen Menschen, die doch schließlich alle auf dem selben Planeten leben, nicht verstehen.

Doch darum soll es gar nicht gehen.
Denn eigentlich möchte ich heute viel mehr von meiner Erfahrung mit den Vorteilen erzählen.
Wer mich kennt, der weiß: Ich bin nicht die Erste, die YOLO-schreiend drauflosrennt.
Bei mir müssen die Dinge oft lieber dreimal durchdacht werden, bevor ich überstürze und ich brauche für viele Handlungen eine große Portion an Sicherheit und Vorbereitung, um ein mögliches Verrennen zu vermeiden.

Doch in der letzten Zeit habe ich zwei signifikante Momente gehabt, die mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet haben.
Ereignis Nummer 1:
Ich hab jetzt nen Pony. Also die Frisur. So richtig gerade und mit täglichem Föhn-Bedarf. "Wow... spannend. - NICHT!", denkste jetzt vielleicht, doch für mich war es das total. Meine letzte Pony-Frisur hatte ich mit 4 und den einzigen Satz den meine Mutter seither darüber verloren hat war: "Das sah mal sowas von doof aus... ham wa schnell wieder rauswachsen lassen. Vorteilhaft war anders....!"
Aber das sieht doch sooooo schön aus. Bei anderen zumindest. Aber trauen tu ich mich ja doch irgendwie nicht.
Und dann hab ich mich vor 3 Wochen doch getraut. (hätte es doof ausgesehen, hätte mich ja erstmal niemand gesehen - dem Urlaub sei Dank.)
Während mir wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben die Hände beim Friseur gezittert haben, mein Adrenalinspiegel unter der Decke hing und ich meine Friseurin mit 30000 Fragen bombardiert habe, hat sie mir mal eben ganz casual und mit der einfachen Bemerkung "Wächst ja nach...", in 'ner Sekunde die Haare abgesäbelt.
Reaktion meines geschockten Hirns: "ICH KRASSE HABS GETAN! YOLO!"
Und da wurde mir bewusst: Manchmal muss man auch einfach springen. Denn warum nicht einfach mal was tun, was man schon immer toll fand, sich aber noch nie getraut hat?
(Kurzer Ausgang der Story: Es sieht nicht scheiße aus, sondern eigentlich ziemlich cool! Finde ich zumindest.)

Ereignis Nummer 2:
Wie ich im letzten Blogpost schon angedeutet hatte, habe ich jetzt ein Piercing. Ich bin nun stolzer Besitzer eines kleinen Helix-Piercing am äußeren Ohrmuschelrand (ja ich hab die anatomische Bezeichnung gerade gegoogelt...).
Das habe ich mir allein und in einem niederländischen Piercing-Studio ziemlich spontan stechen lassen und bin absolut zufrieden damit.
Klar, ich hab mich vorher über das Stechen etc. informiert und auch mögliche Nebenwirkungen gegoogelt (macht das nicht - gruseliges Suchergebnis), doch alles in allem war das der zweite Moment, in dem mein Hirn dachte: "Mach einfach mal."

Hier im Urlaub ist mir nämlich bewusst geworden, das ich genau das,viel zu selten mache.
Wer wir sind, wer wir sein wollen, was uns prägen soll und wie wir unsere Zeit gestalten, entscheiden schließlich immer noch wir selbst.
Wie oft nehmen wir uns selbst aus dem Spiel, indem wir uns mit Sätzen wie "Ach, das passt doch irgendwie nicht zu mir.", selbst in Schubladen stecken und uns limitieren.
Verpasste Möglichkeiten, entgangene Chancen und meinungsorientiertes Handeln sind dann das Endergebnis.
Oder geht das nur mir so?
Wie oft erwische ich mich dabei, zu sehr auf mögliche Meinungen meiner Mitmenschen zu achten und dadurch anders zu handeln als ich es vielleicht einfach intuitiv tun würde.

Da ist diese eine Frage, die ich auf einem Zeltlager gestellt bekommen habe, die mich nun wieder einholt:
Was tust du aus Angst?
Oder viel eher:
Was tust du NICHT aus Angst?

Und da ist noch etwas, das mich abhält, mutige Schritte zu tun.
Nicht nur Angst hält mich ab, sondern auch die Sorge, dass mein zukünftiges Ich, unter der durch vorangeschrittene Zeit erlangten Weisheit und Entwicklung, diese Entscheidung bereut. Also die Angst zu beginnen, weil man es später besser kann.  - verwirrend? Aber hallo!
Ja, es sind die ewig währenden Fragen:
Was, wenn ich dann in die falsche Richtung steuere?
Was, wenn ich es irgendwann bereue?

Doch das hat mir Gott verständlich gemacht:
"Einfach mal machen" mit der richtigen Portion an Gebet, Gottvertrauen und Blick auf ihn, ist noch lange nicht gedankenlos oder lässt auf einen Mangel an Weitsicht schließen.
Im Gegenteil.
Wir sollen mutig sein im Vertrauen auf IHN, der uns versprochen hat, dass er bei uns steht und unsere Schritte begleitet, kennt und segnet.

"Ja, ich sage es noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst." 
- Josua 1,9 -
 
Pony und Piercing mögen Banalitäten sein. Haare wachsen nach und Ohrstecker lassen sich leicht entfernen.
Doch für mich hatten diese Ereignisse eine große symbolische Bedeutung:

Ich lebe gegenwärtig. Die Person, die Gott bis hierher gebracht und auf diesem Weg geformt und geprägt hat, trifft diese Entscheidung. Und diese Person möchte ich wieder ernst nehmen.
Ich bin hier und jetzt.
Das Jetzt zählt. 

Kommentare

  1. Liebe Theresa,

    Ich werde das jetzt ganz öffentlich kommentieren, damit alle meine Meinung sehen können. Der Start dieses Blogs ist dir absolut fantastisch gelungen. Ich genieße jeden neuen Post von dir und bin immer total traurig, wenn ich zu den letzten Zeilen gelänge. Danke für deine ehrlichen Worte und dein kritisch Hinterfragen des Lebens. Ich habe mich das schon oft gefragt, warum wir manche Dinge tun und warum nicht und welche Intution dahinter steckt. Gott hat versprochen bei uns zu sein alle Tage und daran halte ich mich fest. Egal welche Entscheidungen wir treffen, er weicht nicht von unserer Seite.
    Danke für die Frische am Morgen!
    Ich drück dich.

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